Haßlocher Mundart

Wie uns de Schnawwel gewaxe is
Mundartliches von Friedel Roosen


Ei guude – wie?
— Ei als so weider!
No´ doann…

So oder so ähnlich darf man sich einen typischen Haßlocher „Gassen-Smalltalk“ am Dalles oder auf der Wied vorstellen, wenn zwei alte Haßlocher sich zufällig begegnen. Die Frage nach dem Befinden des Anderen – was knapp mit „wie?“ ausgedrückt wird – ist dabei nicht wirklich ernst gemeint und erwartet in der Regel auch keine detailierte Antwort. Deshalb darf die eher allgemein gehaltene, ebenso knappe Antwort des Angesprochenen (die mit einem „No´ doann“ (also gut…) quittiert wurde) sicher als maßvoll angesehen werden.

Unser Haßlocher Dialekt, der dem Rhein-fränkischen zuzuordnen ist, folgt seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten und gewiss ist dabei auch so manche Mundfaulheit festzustellen. Als Beispiel darf dazu ein frühmorgendliches Treffen eines Alt-Haßlochers mit einem Zugereisten gelten. Der Alt-Haßlocher ging auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz bei Opel zur Bushaltestelle, wo ihn der freundliche Haßlocher Neubürger überschwänglich mit: „Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen guten Morgen heute morgen…“ begrüßte. Der Haßlocher stutze und sagte nur kopfschüttelnd: „Des setzt sich net dorsch!“

Es soll aber hier nicht der Eindruck erweckt werden, Haßlocher seien generell mundfaul. Wenn zwei Haßlocherinnen aufeinander trafen, konnte sich durchaus beim Austausch der Ortsneuigkeiten ein regelrechter Wortschwall ergießen. Als Rahmenelemente des Informationsaustauschs kann man sich beispielsweise Folgendes vorstellen: „Ei horschemol … – echt? – alleweil … – Ei guggemol do! … Ja, isch habs doch glei gewisst! Es is also werklisch was dro! …“

Um was könnte es sich denn bei dem Gespräch wohl gehandelt haben? Vielleicht, dass sich die Hochzeit einer Bekannten als „hoch-zeitig“ entpuppt hat, da etwas „unterwegs war“, oder dass der Nachbar von seiner Frau aus der Kur „Hörner“ mitgebracht bekommen hatte oder ganz einfach die traurige Gewissheit, dass unsere Mundart, das wunderbare „Haßlischer Platt“ durch die in der Schule gelehrte Hochsprache immer mehr vom Aussterben bedroht ist.

Ja, es ist schon ein gewisser Preis, den man dem schulischen Erfolg – dem makellosen Beherrschen der hochdeutschen Sprache in Wort und Schrift – zollen muss. Der Preis dafür ist eben, dass unser Haßlocher Platt – leider fast unbemerkt – auf der Strecke bleibt.

Dies wollen wir keineswegs dramatisieren, aber zumindest darauf hinweisen und dafür sorgen, dass Teile des Haßlischer Platt’s wieder ein wenig ins Gedächtnis zurückgerufen werden. Dem trägt unser Haßlocher Brauchtumsverein Mir Haßlischer mit seinen „Mundartseminaren“, die zugleich auch viele lustige Sequenzen unserer örtlichen Mundart offenbaren, Rechnung und wir wollen nach und nach auch in unserer Homepage manchen Einblick in unsere Mundart gewähren. Viel Vergnügen beim Lesen und Verstehen der weiteren Veröffentlichungen zu unserer Mundart.